Maschinen und die Beats der Stars

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Maschinenbeats haben die Musikproduktion revolutioniert, die Popmusik geprägt und Genres wie HipHop, Techno und EDM zum Leben erweckt. Erfinder, Musiker und Geschäftsleute investierten in eine keative Symbiose aus Kunst und Technik und veränderten die Welt.

Es begann im Jahre 1932 als Henry Cowell und Lew Termen das Rhythmicon erfanden. Die futuristische Rhythmusmaschine wurde der Öffentlichkeit am 19. Januar 1932 vorgestellt. Cowell komponierte sogar ein Duett für Rhythmikon und Violine samt Orchester. Trotz aller Bemühung geriet das Instrument in Vergessenheit.

Mehr als 40 Jahre später verwendete die Band Tangerine Dream Sequenzen des Rhythmicons bei den Aufnahmen zum Album Rubycon (1975). Pink Floyd nutze den „Obertonrhythmus“ für den Song Atom Heart Mother.

Der Miterfinder Lew Termen (27. Aug 1896 – † 3. Nov 1993), auch bekannt als Leon Theremin, hat unter anderem das Ätherophon (auch Theremin oder Termenvox) sowie das Theremincello ersonnen. Zudem gilt er als Schöpfer des als „Wanze“ bekannten Abhörgerätes.

Die erste kommerziell verwertbare Rhythmus- bzw. Drum-Machine erblickte 1959 das Licht der Welt, kam aus dem Hause Wurlitzer und hörte auf die Bezeichnung Sideman. Die Maschine mit den Ausmaßen eines Schrankes verfügte über 10 Sounds undt 12 Rhythmus-Patterns. Für das manuelle Abspielen der einzelnen Sounds waren 12 Tasten angebracht. Das Tempo war variabel. Neben der Sektion für die perkussive Klangerzeugung, die aus einem elektrischen Motor, Vakuumröhren und anderen mechanischen Bauteilen bestand, bedurfte es einem Verstärker und einem Lautsprecher, um Gehör zu finden.

Erwähnenswert ist, dass die Wurlitzer Company nicht nur die erste markttaugliche Drum-Machine an den Start brachte, sondern einige Jahre später das legendäre Wurlitzer Piano entwickelte, auf dem einige Hits komponiert wurde. Stevie Wonder und Supertramp können sozusagen ein Lied davon singen. Den größten Erfolg feierte die amerikanische Unternehmerfamilie allerdings mit der Herstellung und dem Vertrieb einer Musikbox, die als Jukebox in die Geschichte einging.

Seeburg Rhythm Prince
Mit dem Einzug der Transistortechnik (Solid State) wurde es in 60er Jahren möglich, Größe und Gewicht der Klangmaschinen erheblich zu reduzieren. Die Seeburg Rhythm Prince war gerade mal so groß wie ein Gitarrenverstärker.

Ace Tone Rhythm Machine & Hammond Heimorgel
Seeburgs patentierte „Diodenmatrixschaltung“ fand auch in der aus dem Jahre 1967 stammenden Ace Tone Rhythm Machine Verwendung, die unter der Modellbezeichnung FR-1 Rhythm Ace bekannt wurde und von der Hammond Organ Company in die Orgel-Modelle integriert wurde. So kam es, dass die elektrifizierten Taktgeber vorwiegend als Bestandteil von Heimorgeln Bekanntheit erlangten. Anklang fand das nicht nur bei Hobby-Musikern und Alleinunterhaltern, die ihre Darbietungen gerne mal mit einem Mambo, Tango oder Samba aus der „Dose“ verfeinerten, sondern auch bei den Profis.

Robin Gibb von den Bee Gees war einer der ersten Stars, der auf die Verwendung einer Drum Machine setzte und wurde dafür belohnt. 1969 erklomm der Titel „Saved by the Bell“ – dessen rhythmisches Grundgerüst auf elektronisch erzeugten Pattern aufbaute – prompt Platz 2 der englischen Charts. Sly and the Family Stone zog 2 Jahre später nach und landete 1971 unter Verwendung der Maestro Rhythm King MRK-2 Drum Machine mit dem Song Family Affair einen Hit. So richtig los ging es aber erst mit der Erfindung der CR-78 von Roland. Man denke nur an das Intro des Phil Collins-Klassiker „In The Air Tonight“, an den Nummer 1-Hit „Tainted Love“ von Soft Cell oder an Heart Of Glass von Blondie.

Linn LM-1 Digitale Samples erobern die Welt
Fast schleichend hielt die digitale Technik zu Beginn der 80er Jahre Einzug in die analoge Welt, denn im Linn LM-1 Drum Computer (1980) wurden erstmals digitale Samples zur Klangerzeugung verwendet. Mit einem Anschaffungspreis von rund 5.000 Dollar und einer Auflage von 500 Stück, war das Gerät eher was für die Profiliga. Und genau da kam die LM-1 an. Human League verwendete die Maschine im Song Dare, Gary Numan bei Dance, Prince auf dem Album 1999 und für alle hörbar in den Welthits When Doves Cry und Purple Rain. Es folgten Madonna mit Into The Groove oder Holiday, Tears For Fears mit Everybody Wants To Rule The World, Genesis mit Mama, Queen mit Radio Ga Ga, Billy Idol mit Eyes Without A Face und unzählige andere Bands, die die 80er prägten. Das Nachfolgemodelle der LM-1 wurde in LinnDrum umbenannt und erfreute sollte sich ebenfalls großer Beliebtheit erfreuen. Die Produktionen von Bands wie The Cars (Heartbeat City) oder den Werken des Produzenten Georgio Moroder (Musik zum Film Scarface) sprechen Bände.

Roland TR-808 – Analoge Legendenbildung
Trotz des beachtlichen Erfolgs der „digitalen Abtastung“ war der analoge Gedanke noch lebendig. Das zeigte sich im Jahre 1981, als Roland mit dem TR-808 Rhythm Composer eine Maschine auf den Markt brachte, die zu einem der beliebtesten Drum-Synthesizer des Planeten forcierte. Die Früchte der Erfindung ließen nicht lange auf sich warten: Marvin Gay sang die Zeilen von „Sexual Healing“ zu den Sounds einer Roland TR-808 und Whitney Houston trällerte „I Wanna Dance With Somebody“ zum Cowbell-Geklopfe einer Maschine gleicher Bauart. Die Maschine diente aber nicht nur der Untermalung von Hits, sondern erwies sich Jahre später für die Genres House, Hip-Hop- und Electro als stilprägend. Mit dem 1984 erschienenen Nachfolgemodell, der TR-909 Rhythm Machine, stellte Roland einen Hybriden vor, der es ebenfalls zu Weltruhm brachte. Anders als bei der TR-808 basierte die Klangerzeugung sowohl auf analoger als auch auf digitaler Technik. Crash, Hi-Hat & Ride wurden mit 6 Bit-Samples erzeugt.

Selbst der Gitarren-Rocker Lenny Kravitz ist bekennender Fan „alter“ Roland Geräte. Vor allem Sounds der TR-808 haben es ihm angetan. Dabei verwendet er die die Geräte nicht im herkömmlichen Sinne, sondern mischt z.B. die Bassdrum der TR-808 zu einer bereits aufgenommenen Kickdrum, um mehr Druck und Wärme zu erzeugen. Abgerufen werden die Sounds vom Roland JV 2080, da Kravitz selbst keine 808 besitzt.

MIDI
1983 tauchte mit dem „Musical Instrument Digital Interface“, besser bekannt als MIDI, ein weiterer Stern am Musikerhimmel auf. Mit dieser „Technik“ wurde es möglich, Steuerinformationen zwischen elektronischen Instrumenten auszutauschen. Wenig später wurde das Kommunikationsprotokoll auch von Computern verstanden. Das eröffnete ganz neue Möglichkeiten die einst so begehrten (analogen) Drumcomputer wurden von Samplern, DAWs und deren Pug-ins in den Hintergrund gedrängt und sind dennoch angesagt wie nie zuvor …