
Wenn die Geschichte der elektronischen Musik geschrieben wird, führt an Jean-Michel Jarre kein Weg vorbei. Der französische Komponist, Produzent und Klangvisionär hat das Genre nicht nur geprägt, sondern auf ein neues ästhetisches und technologisches Level gehoben. Mit epischen Konzerten, die futuristische Klangkunst mit audiovisueller Poesie verbanden, und einer kompromisslosen Liebe zur Maschine, steht Jarre als Pionier einer Musik, die den Puls der Zukunft atmet.
Die Herkunft eines Klangpoeten
Geboren am 24. August 1948 in Lyon, Frankreich, ist Jean-Michel Jarre der Sohn des renommierten Filmmusikkomponisten Maurice Jarre. Doch trotz dieser familiären Nähe zur Musik war der Weg nicht vorgezeichnet. Jarre wuchs bei seiner Mutter und Großeltern auf, nachdem sein Vater die Familie früh verlassen hatte. Diese emotionale Distanz zur Vaterfigur führte ihn, so sagt man, zur introspektiven Welt der Klänge – als Mittel der Selbstfindung und Kommunikation.
Schon in den 60er Jahren experimentierte er mit Geräuschcollagen, Tonbändern und den frühen Synthesizern des Pariser Groupe de Recherches Musicales. Diese Phase war Jarres musikalisches Laboratorium – ein Raum für Neugier und künstlerischen Umbruch, geprägt von Pierre Schaeffer und der Musique Concrète. Hier legte er den Grundstein für seinen unverwechselbaren Sound.
Von der Nische zur Monumentalität
Jarre gelang es wie kaum einem anderen, elektronische Musik aus den dunklen Studios in die weiten Arenen zu bringen. Seine legendären Open-Air-Konzerte – etwa 1979 auf dem Place de la Concorde in Paris oder 1997 in Moskau mit über 3,5 Millionen Besuchern – machten ihn zum globalen Botschafter einer Musikrichtung, die bis dahin oft als kühl und elitär galt. Bei Jarre wurde sie episch, emotional, greifbar.
Doch es ist nicht nur die visuelle Inszenierung, die ihn bedeutend macht. Jarre hat früh erkannt, dass elektronische Musik ein Spiegel technologischer, politischer und ökologischer Entwicklungen sein kann. In Alben wie Zoolook, Chronologie oder Electronica verhandelt er Themen wie Sprachvielfalt, Digitalisierung und globale Vernetzung – stets durch das Prisma des Klanges
Die Maschine als Mitspieler – Rhythmus als Narration
Jean-Michel Jarre war nie ein Musiker im klassischen Sinne. Er war vielmehr ein Klangarchitekt, der mit Maschinen sprach. Besonders auf seinem bahnbrechenden Album Oxygène (1976) kam die Korg Mini-Pops 7 zum Einsatz – ein analoger Rhythmusgenerator mit voreingestellten Patterns. Jarre verwendete sie nicht nur konventionell, sondern schuf durch das gleichzeitige Abspielen mehrerer Rhythmen komplexe, hypnotische Strukturen. Dieser kreative Umgang mit der Drum Machine verlieh dem Album seinen charakteristischen, organisch-mechanischen Puls.
Der Track Oxygène (Part IV) sticht heraus. Das Pattern umfasst 12 Steps. Das Tempo beträgt 100 bpm. Die KICK kommt auf die 1, 6, 7 und 12. CONGA LOW auf die 10 und 12, BONGO LOW auf die Steps 1, 7 und 10, BONGO HI auf die Steps 3, 6, 9 und 12. Der RIMSHOT klingt auf den Steps 4 und 10. Das TAMBOURIN bringt den Groove auf den Steps 1, 3, 4, 6, 7, 9, 10 und 12. Die COWBELL erklingt nur einmal auf Step 10, die QUIJADA auf Step 2. Die geschlossene HI-HAT durchläuft alle 12 Steps.