
Als INXS in den späten 1970er Jahren aus der Szene Sydneys auftauchten, war noch nicht absehbar, wie stark sie den Sound der 80er und frühen 90er prägen würden. Mit einer Mischung aus New Wave, Funk, Rock und Pop entwickelten sie einen Stil, der nicht nur Clubs füllte, sondern auch Radiowellen weltweit dominierte. Ihr Einfluss reichte weit: INXS brachten eine stilistische Vielseitigkeit und eine tänzerische Lockerheit in den Rock, die vielen späteren Acts den Weg ebnete – von britischen Popbands bis zu amerikanischen Alternative-Helden.
Angetrieben von der charismatischen Bühnenpräsenz von Frontmann Michael Hutchence und der musikalischen Tightness der Farriss-Brüder, wurden INXS zu Symbolfiguren einer Ära, in der Musik gleichermaßen glamourös wie experimentell sein durfte. Alben wie Kick aus dem Jahr 1987 bewiesen, dass Hitpotential und künstlerische Ambition kein Widerspruch sein mussten.
Ein Paradebeispiel dafür ist der Welthit „Need You Tonight“ – ein Song, der ebenso ikonisch wie seine Entstehungsgeschichte ist.
Andrew Farriss, der kreative Kopf der Band, hatte die Idee für den Track buchstäblich im letzten Moment: Er stand bereits vor dem Taxi, das ihn zum Flughafen bringen sollte, um Michael Hutchence in Hongkong zu treffen, als ihm plötzlich ein unwiderstehlicher Groove in den Sinn kam. Statt einzusteigen, lief Farriss zurück ins Hotel, schnappte sich seine Gitarre und programmierte auf einer Roland TR-707 den Beat – innerhalb weniger Stunden nahm er die musikalische Basis von „Need You Tonight“ auf.
Als er später in Hongkong ankam, spielte er Hutchence die Aufnahme vor. Die Reaktion war unmittelbar: Hutchence schrieb in kürzester Zeit die laszive, hypnotische Gesangsmelodie, inklusive der berühmten Zeile „All you got is this moment…“ – der Rest ist Popgeschichte.
Während viele 80er-Produktionen heute nostalgisch verklärt wirken, bleibt „Need You Tonight“ bemerkenswert zeitlos. Das liegt auch daran, dass die 707 nicht mit opulenter Reverb ertränkt wurde – stattdessen vertrauten INXS auf die rohe Direktheit der Maschine, verbunden mit sparsamen Gitarrenlicks und einer sexy-schlurfenden Bassline.
Ohne diesen einen spontanen Studiomoment und ohne die TR-707 wäre der Song vermutlich nie so ikonisch geworden. Er bewies, wie Drumcomputer sich nahtlos in Rock-Arrangements integrieren lassen – ein Konzept, das später Bands von Nine Inch Nails bis The Killers übernehmen sollten.
Heute gelten INXS nicht nur als eine der erfolgreichsten Bands Australiens, sondern auch als Wegbereiter einer Ästhetik, in der Technologie und Rockattitüde sich nicht ausschließen, sondern gegenseitig beflügeln.
Und manchmal reicht ein einziger verpasster Flug – und ein Drumcomputer – um Musikgeschichte zu schreiben.
Werfen wir einen Blick auf das ikonische Drum Pattern:
Was die KICK angeht, ist Four-On-The-Floor angesagt, also einen Schlag auf die Zählzeiten 1, 2, 3 und 4. Das sind die Steps 1, 5, 9 und 13. Die SNARE liegt im Backbeat auf 2 und 4, also auf den Steps 5 und 13. Ebenso die HANDCLAPS. Die HI-HAT macht – wenn auch nicht konsequent – was mit 16teln. Step 7, 9, 13 und 14 werden ausgelassen. Prägend für den Beat ist das RIMSHOT-Pattern mit den Steps 8, 10, 11 und 15.